Soziale Ängste und Nervosität, posttraumatische Belastungsstörungen oder gar Schlafbeschwerden – es gibt einige Dinge, die im Alltag stark belasten können. Hier kommen Anxiolytika wie Phenibut in Frage, die als Angstlöser entspannend wirken sollen, aber auch mit höherer Dosis zum besseren Ein- und Durchschlafen eingesetzt werden können. Erstmals in den 1960er Jahren in der Sowjetunion mit dem Ziel synthetisiert, bei psychischen Erkrankungen weiterzuhelfen, kommt Phenibut in heute osteuropäischen Ländern unter anderem bei Schlafstörungen und Angstzuständen zum Einsatz. International kommt der Wirkstoff vor allem in Nahrungsergänzungsmitteln vor.
Was ist Phenibut?
Bei Phenibut handelt es sich um ein GABA-Derivat, welches erstmals 1963 in St. Petersburg unter der Leitung von Professor Periklin synthetisiert wurde. Die chemische Verbindung, die zu der Gruppe der Phenylethylamine gehört, setzt sich aus GABA und einem Phenylmolekül zusammen. Es handelt sich hierbei also um β-Phenyl-γ-aminobuttersäure. GABA – oder auch Gamma aminobuttersäure genannt – wiederum ist ein Neurotransmitter, der maßgeblich für die Gefühlslage des Menschen verantwortlich ist. GABA wird aus Glutamat im Gehirn, sowie in der Bauchspeicheldrüse gebildet.
Dabei kann GABA die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden. Phenibut bietet hier einen klaren Vorteil: Durch den angehängten Phenylring kann Phenibut die Blut-Hirn-Schranke überwinden und seine Wirkungen so auch im Gehirn unterbreiten. So weist man Phenibut folgende Eigenschaften zu:
- Entspannt und beruhigt
- Wirkt angstlösend und stressmindernd
- Fördert das Ein- und Durchschlafen
- Schützt die Nerven
- Kann womöglich die Gedächtnisleistung steigern
- Bessert die Regeneration nach dem Sport auf
Wichtig zu wissen ist, dass der Körper mit der Zeit eine Toleranz gegenüber Phenibut bilden kann – auch eine Art Sucht kann entstehen. Daher sollte der Wirkstoff keinesfalls regelmäßig angewandt und auch nicht überdosiert werden.
Wirkung
Spricht man von Phenibut, wird die Form von GABA nicht selten als Nootropika für das Glücklichsein bezeichnet. Doch genau genommen handelt es sich nicht um ein Nootropikum: Weil der Wirkstoff eine körperliche Abhängigkeit hervorrufen kann, entspricht der nicht den Nootropika Definitionen.
Obwohl der Wirkstoff nicht den Definitionen für Nootropika entspricht, bringt er einige Wirkungsweisen mit, die an solche erinnern. So hat man die Wirkung von Phenibut bisher bereits an Ratten untersucht: Hierbei hat eine Dosierung von 25mg pro Kilogramm Gewicht des Tieres verursacht, dass die Signalübertragung zwischen beiden Gehirnhälften verbessert wurde. Dies könnte beim Lernen und auch das Gedächtnis unterstützen. Die kognitiven Funktionen können durch Phenibut positiv beeinflusst werden.
Geht es um die neuroprotektiven Eigenschaften von Phenibut, weisen bereits zahlreiche Studien vielversprechende Ergebnisse auf: Eine Studie aus Lettland hat sich damit befasst, wie sich Phenibut bei einem Schädel-Hirn-Trauma behilflich machen könnte. Schon am siebten Tag nach erfolgtem Schädel-Hirn-Trauma bei Mäusen konnte sich Phenibut positiv auf die Mitochondrien auswirken und die Reoxigenierung unterstützen. Das deutet laut der Untersuchung sogar darauf hin, dass Phenibut in Form eines Medikaments wegen seiner neuroprotektiven Eigenschaften nach einem Schädel-Hirn-Trauma in Frage kommt. Eine weitere Veröffentlichung aus Lettland macht hierzu deutlich: Phenibut konnte die Reduzierung des Gehirnvolumens in der beschädigten Hirnhälfte minimieren. Das könnte daran liegen, dass sich Phenibut auf den GABA-B Rezeptor auswirkt.
Zur Wirkung macht eine russische Untersuchung an Ratten deutlich: Phenibut kann Aggressionen mildern und beruhigend wirken. Die Tiere griffen sich mit Hilfe des Wirkstoffs gegenseitig weniger häufig, aber auch weniger aggressiv an – und das bei einer Dosierung von 25mg pro Kilogramm Gewicht des Tieres.
So wird Phenibut in östlichen Ländern Europas eingesetzt
Phenibut kann die Dopamin-Konzentration im Gehirn erhöhen, also das Glückshormon fördern. Dadurch kann es wiederum zu mehr Motivation, Antrieb und Lebenslust kommen. Man geht davon aus, dass sich hierin auch antidepressive Eigenschaften verstecken, aber dadurch auch die Libido verbessert werden kann. Als hemmender Wirkstoff hilft Phenibut dabei, die Hyperaktivität im Gehirn zu reduzieren – was sich wiederum positiv auf erholsame Phasen und besseren Schlaf auswirkt.
Weiterhin geht man davon aus, dass die Wirkung von Phenibut auch für Sportler von Bedeutung sein könnte: GABA selbst kann die Wachstumshormon-Konzentration in Ruhephasen nach dem Training steigern. Dies wiederum könnte die Regenerationszeiten verbessern und dafür sorgen, dass eigene Trainingsziele effizienter erreicht werden. Dabei handelt es sich aber nicht um einen leistungssteigernden Wirkstoff.
In den östlichen Ländern Europas ist Phenibut als Arznei für viele verschiedene Zwecke zugelassen worden. Bei Angststörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen und sogar Depressionen kommt der Wirkstoff hier regelmäßig zum Einsatz. Doch damit nicht genug: Auch gegen Stottern soll Phenibut angewandt werden. Übrigens: Früher wurde Phenibut Phenigamma genannt und unter anderem wegen seiner beruhigenden Wirkung sowjetischen Astronauten empfohlen.
Dosierung
Bei Phenibut gibt es keine festgelegte „sichere“ Dosierung, da es in vielen Ländern nicht als Medikament zugelassen ist und es kaum regulierte Studien zu seiner sicheren Anwendung gibt. Die richtige Dosierung kann stark variieren und hängt von individuellen Faktoren wie Toleranz, Körpergewicht und dem gewünschten Effekt ab. Dennoch gibt es einige allgemeine Hinweise:
- Anfänger-Dosierung: Für jemanden, der Phenibut zum ersten Mal nimmt, wird oft eine Dosis von 250-500 mg als Einstieg empfohlen. Es ist ratsam, mit der niedrigsten Dosis zu beginnen und die Reaktion des Körpers abzuwarten, bevor man nach Bedarf vorsichtig erhöht.
- Übliche Dosierungen: In Ländern, in denen Phenibut medizinisch verwendet wird, liegen therapeutische Dosierungen meist im Bereich von 250-750 mg pro Dosis. Die meisten Menschen nehmen es in Abständen von mindestens einem Tag und oft nur 1-2 Mal pro Woche ein, um Toleranzbildung zu vermeiden.
- Maximale Tagesdosis: Eine tägliche Einnahme wird nicht empfohlen, aber wenn Phenibut gelegentlich eingesetzt wird, liegt die Obergrenze in der Regel bei etwa 1.000 mg (1 Gramm) pro Tag. Höhere Dosierungen erhöhen das Risiko von Nebenwirkungen erheblich und führen oft schneller zu Toleranz und Abhängigkeit.
- Langsame Dosissteigerung und Vorsicht bei Toleranz: Phenibut führt schnell zur Toleranzbildung, was bedeutet, dass höhere Dosen notwendig werden, um denselben Effekt zu erzielen. Ein häufiger Fehler ist es, die Dosis rasch zu steigern, was das Risiko von Nebenwirkungen und Abhängigkeit erhöht. Wenn du eine Pause von mindestens einer Woche zwischen den Einnahmen einhältst, kannst du die Toleranzentwicklung verlangsamen.
- Nebenwirkungen und Abhängigkeit: Dosen über 1.500 mg erhöhen das Risiko von Nebenwirkungen wie Schwindel, Übelkeit, motorischen Problemen und, bei längerem Gebrauch, Entzugserscheinungen. Entzugssymptome können stark sein, daher sollte man Phenibut nur sporadisch und vorsichtig einsetzen.
Zusammenfassung: Beginne mit einer sehr niedrigen Dosis (250-500 mg) und steigere nur nach Bedarf und langsam. Achte darauf, das Mittel nur selten zu verwenden, um die Risiken von Toleranz und Abhängigkeit zu minimieren. Am besten besprichst du das mit einem Arzt, falls das möglich ist, da die Langzeitfolgen von Phenibut schwer abschätzbar sind.
➡️ Zu erwähnen ist nochmal! Phenibut ist in Deutschland, sowie in vielen anderen Ländern nicht erlaubt!!
Angewandt werden kann das Pulver entweder sublingual oder in Kapselform. Entscheidet man sich für die nasale Anwendung, sollte die Dosierung jedoch etwas verringert werden, da der Wirkstoff hier auf direkterem Wege in den Blutkreislauf gelangt. Zudem ist der große Nachteil bei der nasalen Anwendung, dass es zur Reizung der Nase kommen kann! Die orale Anwendung kann entweder mit Hilfe eines Pulvers (beispielsweise mit Wasser angemischt) oder Kapseln erfolgen und gestaltet sich in der Praxis etwas einfacher und vorteilhafter. Wer einen unangenehmen Geschmack vermeiden möchte, kann auf Säfte zum Mischen setzen. Denn: Bei der nasalen Nutzung kann es zu einem Brennen der Schleimhäute kommen.
Da durch Erfahrungsberichte beschrieben wurde, dass Phenibut auch den Zahnschmelz angreift und sogar zu Zahnfleischbluten führen kann, stellen Kapseln oft eine bessere Wahl dem Pulver gegenüber dar. Je nach Hersteller kann das Pulver auch salzig bis stark sauer schmecken, weshalb für Anfänger Kapseln meist besser geeignet sind.
Mehr zum Wirkungseintritt und der Wirkungsdauer
Die Halbwertzeit einer Dosierung von etwa 250mg liegt bei 5,3 Stunden. Die Wirkung des Inhaltsstoffes tritt in der Regel erst nach zwei bis drei Stunden ein, weshalb Supplemente gegen Schlafbeschwerden mindestens zwei Stunden vor dem Zubettgehen eingenommen werden sollten. Es wird davon ausgegangen, dass die Wirkung selbst bis zu einen Tag lang anhält.
Phenibut in Kapselform
Der Wirkungseintritt beträgt ca. 1 bis 3 Stunden. Dieser war relativ angenehm, obwohl in der von uns eingenommenen Kapsel 750mg Phenibut enthalten war.
Phenibut in Pulverform
Hierzu haben wir zu Forschungszwecken Phenibut Pulver von zwei verschiedenen Herstellern getestet. Wir haben wir die gewünschte Dosierung Sublingual aufgenommen – dh. das Pulver wurde unter die Zunge gestreut und ca. eine Minute unter der Zunge belassen. Der Vorteil dieser Methode ist, dass das Phenibut unserer Meinung nach schneller aufgenommen wird! Der Nachteil ist, dass Phenibit in der Regel extrem sauer schmeckt und teilweise auch den Zahnschmelz angreifen kann. Die Wirkung konnten wir aber teilweise nach rund 30 Minuten bis eine Stunde feststellen.
Die Wirkung äußerte sich darin, dass die allgemeine Stimmung anstieg und auch die Motivation etwas besser wurde. Auch Phenibut vor dem Schlafengehen sorgte in der Regel für einen besseren Schlaf mit teilweise längeren und intensiveren Traumphasen.
Unsere Dosierung lag bei 250mg bis maximal 1000mg. Die beste Wirkung erzielten wir in der Regel bei rund 500mg. Eine Dosierung von 1000mg Phenibut fanden wir persönlich schon zu viel – hier konnten wir keine verbesserte Wirkung feststellen, sondern eher leichte Benommenheit.
Phenibut in Verbindung mit Alkohol
Berichte verschiedener Anwender: Bei der Einnahme von 500 mg Phenibut in Kapselform zusammen mit einem Glas Sekt auf nüchternen Magen trat die Wirkung recht schnell ein. Es wurde über eine alkoholähnliche Wirkung berichtet, begleitet von einer Stimmungsaufhellung, jedoch auch von leichter Benommenheit. Zusätzlich traten Symptome wie Hitzewallungen und ein gerötetes Gesicht auf. Diese Kombination wird ausdrücklich nicht empfohlen.
Wichtige Hinweise zur Abhängigkeit: Langfristiger Konsum von Phenibut, insbesondere bei täglicher Einnahme, kann zu einer Abhängigkeit führen. Es wurde beobachtet, dass der Drang, Phenibut weiter zu konsumieren, zunehmen kann, was zeigt, dass es schnell süchtig machen kann. Daher wird von der regelmäßigen Einnahme dringend abgeraten.
Nebenwirkungen
Weil Phenibut über Nahrungsergänzungsmittel sehr einfach erhältlich ist, wird der Inhaltsstoff längst nicht mehr nur verantwortungsbewusst zum Einsatz gebracht. Es sind schon viele Fälle des Missbrauchs bekannt – insbesondere in der Party-Szene. Obwohl sich Phenibut in der Anfangszeit als nützlich erweist, kann der Körper eine Toleranz dem Wirkstoff gegenüber bilden: Dies zeichnet sich durch eine abgeschwächte Wirkung des Wirkstoffs aus. Phenibut macht bei falscher Anwendung also abhängig. Wird der Inhaltsstoff abgesetzt, kann es schon nach wenigen Stunden zu Entzugserscheinungen kommen – bei einem Entzug können mentale Veränderungen auftreten, die von einem minimalem Bewusstseinszustand bis hin zum Delirium reichen.
Wird Phenibut falsch angewendet (beispielsweise sich nicht an Herstellerempfehlungen gehalten), kann es zu verschiedenen Nebenwirkungen kommen. Dazu gehören unter anderem Übelkeit und Durchfall, aber auch Magenverstimmungen. Untersuchungen aus Lettland zeigen, dass zu den häufigsten Nebenwirkungen von Phenibut Schläfrigkeit gehört – hierbei wurden aber weitaus höhere Dosen verwendet, als für die tägliche Anwendung empfohlen werden. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass diese Nebenwirkung fast zwei Prozent aller Studienteilnehmer betraf.
Bei „normaler Anwendung“ berichteten Nutzer von Phenibut keine bis wenig Nebenwirkungen. Bei höherer Dosierung bis hin zur Überdosierung wurde berichtet von:
- Benommenheit
- Schläfrigkeit
- Gedächtnisstörungen
- Magenproblemen
Obwohl man vermutet, dass Phenibut in zu hohen Mengen die Leber und Nieren schädigen könnte, da es sich an deren Gewebe bindet, konnten diese Thesen noch nicht bestätigt werden.
Phenibut kaufen
Wer Phenibut kaufen und passende Supplemente finden möchte, kann diese unter anderem von dem Hersteller Revange Nutrition erhalten. Diese werden unter anderem von Stayfocused angeboten und stehen in Kapsel- oder Pulverform zur Verfügung.
Auch auf Plattformen wie eBay finden sich einige Offerten wieder – von diesen sollte man der Qualität wegen allerdings absehen. Denn: Unter den Angeboten finden sich auch ausländische Hersteller wieder, die eher undurchsichtige Angaben zu den Inhaltsstoffen und der richtigen Dosierung machen.
Ist Phenibut legal?
In Deutschland ist der Erwerb und Besitz von Phenibut illegal. Es unterliegt dem Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG), welches den Umgang mit psychoaktiven Substanzen reguliert. Seit Juli 2019 ist Phenibut auf der Liste der verbotenen Substanzen aufgeführt, sodass der Handel, Besitz, die Herstellung und der Vertrieb in Deutschland strafbar sind. Obschon Phenibut in manchen Ländern, wie Russland, als Medikament verwendet wird, ist es in Deutschland weder als Arzneimittel zugelassen noch anderweitig legal zu erwerben.
Zusammenfassung
Phenibut als GABA-Derivat ist ein Anxiolytikum, das bereits einigen Anwendern positiv aufgefallen ist und im östlichen Raum schon seit Jahrzehnten gegen Angstzustände, Stottern und Schlafbeschwerden eingesetzt wird. Obwohl die Studienlage in Russland sehr groß ist, finden sich im westlichen Raum eher widersprüchliche Meinungen zum Wirkstoff wieder. Das liegt an den möglichen Nebenwirkungen und daran, dass der Stoff zu Abhängigkeit führen kann – und bereits mehrere Missbrauchsfälle bekannt geworden sind. Wer sich für eine Anwendung entscheidet, sollte unbedingt darauf achten, eine möglichst geringe Dosierung zu wählen und die Anwendung mit Pausen-Intervallen durchzuführen, um eine Abhängigkeit zu vermeiden. Auch sollte nur bei wirklich starkem Bedarf auf Supplemente mit Phenibut gesetzt werden, die der Entspannung dienen. Schließlich finden sich am Markt ausreichend pflanzliche Alternativen ohne Abhängigkeitsgefahr und Nebenwirkungen wieder, die ähnlich entspannend und stimmungsaufhellend wirken.