Ob Koffein vor dem Sport sinnvoll oder gefährlich sein kann, spaltet seit Jahren Fitnessfans und Experten. Koffein in Pre Workout Boostern ist dafür bekannt, die Leistungsfähigkeit zu steigern und die Ermüdung zu reduzieren. Gleichzeitig kann der Blutdruck erhöht werden, was sich bei einer zu hohen körperlichen Belastung als gefährlich einstufen lässt. Wie bedrohlich eine ungenaue Dosierung von Koffein Produkten sein kann, hat nun der Fall von Thomas Mansfield gezeigt: Der junge Fitness-Trainer und Familienvater starb an einer zu hohen Dosierung von Koffein-Pulver.
Koffein-Pulver wurde Thomas Mansfield zum Verhängnis
Der Sportliebhaber aus Wales bestellte sich – wie so viele andere Anwender auch – ein Koffein-Pulver aus dem Internet. 100g Pulver umfasste die Bestellung, mit der er eigene Pre Workout Drinks zusammenstellen wollte. Damit war Thomas Mansfield keineswegs allein: Sehr viele Sportler wenden vor dem Workout koffeinhaltige Energydrinks oder Pre Workout Booster an, die den nötigen Energiekick für ein fokussiertes und erfolgreiches Training liefern sollen.
Der fatale Fehler passierte dem Fitnessbegeisterten Waliser beim Mischen seines Pre Workout Drinks: Er soll laut Experten bis zu fünf Gramm Koffeinpulver mit Wasser gemischt und zu sich genommen haben – und erreichte damit etwas mehr als 390 Milligramm Koffein pro Liter Blut in seinem Körper. Das hat sich bei der Obduktion herausgestellt und verdeutlicht: Er hat die fünffache Menge dessen zu sich genommen, was für den Menschen bereits tödlich ausgehen kann. Der Hersteller selbst empfiehlt, nur etwa 60 bis 300 Milligramm des Koffein-Pulvers maximal zweimal täglich zu verwenden.
Erst mit diesem Vergleich wird deutlich, mit was der Körper Thomas Mansfields´ nach der Einnahme zu kämpfen hatte: Eine Tasse Kaffee bringt rund 80 Milligramm Koffein zustande, sodass der Hersteller des Koffein-Pulvers lediglich eine Menge empfiehlt, die maximal sechs Tassen Kaffee pro Tag entspricht. Auch Ärzte unterstreichen, dass diese Menge an Koffein täglich kein großes Problem sei. Mansfield hat jedoch einen Koffein-Gehalt vorgewiesen, der etwa 200 Tassen Kaffee entspricht – und konnte damit einer Koffeinvergiftung nicht mehr aus dem Weg gehen.
Vorsicht ist bei Koffein-Pulvern geboten
Der deutsche Mediziner Dr. Christoph Specht betonte nach dem Vorfall, dass dies nur mit Konzentraten passieren könne. Die von Mansfield zu sich genommene Dosis hätte theoretisch für fünf Personen tödlich ausgehen können. Damit wird der Fokus nunmehr auf fertig gemischte Pre-Workout-Booster gelenkt, die eine adäquate Menge Koffein pro Dosis vorweisen – und bei denen eine Überdosierung unwahrscheinlich ist. Es zeigt sich: Wer nicht ganz so erfahren mit der Anwendung von Koffein-Pulver ist, sollte eher auf bereits gemischte Drinks zurückgreifen und vor allem die Herstellerangaben ganz genau beachten.
Eine Küchenwaage, die die Portionen im Milligramm-Bereich messen kann, ist ebenfalls von Bedeutung.
Trifft den Hersteller des Koffein-Pulvers Schuld?
Wie britische Medien berichten, habe der Hersteller nicht gegen Vorschriften verstoßen. Warnhinweise und Anwendungsempfehlungen seien auf der Verpackung deutlich gemacht worden. Dennoch hat sich das Unternehmen direkt nach dem Vorfall darum bemüht, dem Produkt eine neue Anleitung zum Gebrauch beizulegen und einen Messlöffel hinzuzufügen. So könnte man eine Überdosierung künftig vermutlich besser vermeiden – insbesondere, wenn keine geeignete Küchenwaage zur Verfügung steht.
Die von uns getesteten Pre Workout Booster enthalten übrigens zwischen 200 und 400 mg Koffein pro Portion. Dennoch sollte die Einnahmeempfehlung der Hersteller genau beachtet werden!
Die Alternative: Ein Espresso vor dem Workout
Einige Experten lehnen die Empfehlung ab, vor dem Sport Koffein-Supplemente einzunehmen. Warum? Die Koffein-Mengen in manchen Boostern stuft die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit als kritisch ein. Liegen Herz-Kreislauf-Probleme wie Bluthochdruck vor, können die Nebenwirkungen des Koffeins durch Konzentrate und Supplemente gefährlich werden. So kommt es beispielsweise einer erhöhten Herzfrequenz und höheren Blutdruck, aber auch Gefäßverengungen können die Folge sein. Einige Supplemente sollen bis zu 500mg Koffein pro Messlöffel auf die Waage bringen können, was selbst für besonders fitte Menschen eine Gefahr darstellen kann. Insbesondere, wenn man es mit der Mischung des Drinks etwas zu gut gemeint hat.
Auch geben einige Experten an, dass Sportler durch einen Koffein-Boost weniger auf ihren Körper hören. So würde die Leistung dort unnötig gesteigert werden, wo der Körper selbst eigentlich an seine Grenzen kommt – was eine Überbelastung zur Folge hat. Auf Dauer kann dies wiederum den Gelenken schaden oder zu Verletzungen durch das Training führen. Auch nach dem Training können Booster mit zu viel Koffein oder bei einer Überdosierung noch Nachteile verursachen, beispielsweise:
- Schlafstörungen
- Antriebslosigkeit
- Durchfall, Erbrechen oder Übelkeit
- Nervosität und sogar Angstzustände
- Nasenbluten – deutet auf Bluthochdruck hin
Aus diesen Gründen verzichten mittlerweile mehr und mehr Anwender auf Booster mit Koffein. Stattdessen kann man einen Pump Booster und oder eine Tasse Kaffee etwa 30 Minuten vor dem geplanten Training getrunken werden, mit der sich die Menge an Koffein besser kontrollieren lässt. Insbesondere Energydrinks mit hohen Koffein-Mengen sollten Sportler vermeiden, da diese schon länger im Verdacht stehen, selbst bei gesunden Personen Herzrhythmusstörungen hervorzurufen. Allgemein schadet es nicht, den Fokus mehr darauf zu rücken, welche Signale der eigene Körper sendet – und das eigene Training diesen entsprechend auszurichten.
Quelle: https://www.welt.de/sport/fitness/article237331737/Koffein-Pulver-Personal-Trainer-stirbt-an-Ueberdosis-in-Fitness-Shake.html