Creatinol O Phosphate
Creatinol-O-Phosphat wird meist als sofort wirkendes Creatin angepriesen. Ob es sich lohnt diesen Stoff auszuprobieren oder ob es sich hierbei um ein überflüssiges Supplement handelt, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Was ist Creatinol-O-Phosphat
Creatinol-O-Phosphat ist ein Stoff, der in seiner Struktur dem bekannten Creatin ähnelt. Dabei wird ein Creatin Molekül um eine sogenannte Phosphatgruppe erweitert. Wer keine Ahnung hat wovon wir reden: nicht schlimm. Wichtig zu wissen ist nur, dass ein Teil des Creatins durch ein paar Atome ergänzt wurde.
[lwptoc]Die Wirkung
Über die Wirkung kursieren einige Aussagen und teilweise fragwürdige Behauptungen von vielen verschiedenen Seiten und Anbietern von Creatinol-O-Phosphat.
Fakt ist, dass die Studien, die zu Creatinol-O-Phosphat existieren bereits über 40 Jahre alt sind. So alte Studien müssen nicht unbedingt schlecht durchgeführt worden sein, doch der technologische Fortschritt, die Messeinrichtungen und die Analyseverfahren haben sich in diesem Zeitraum drastisch verbessert, weshalb wir uns nur bedingt auf die Ergebnisse der Studien verlassen sollten.
Die anfänglichen Studien untersuchten vor allem den Effekt auf die Herzgesundheit. So wurde herausgefunden, dass Creatinol-O-Phosphat herzschützende Eigenschaften besitzt und bei Herz-Rhythmus Störungen helfen kann. [1] [2] [3] [4] Allerdings wurde Creatinol-O-Phosphat den Probanden dabei mit einer Spritze injiziert und nicht oral verabreicht. Ob die Ergebnisse auf orale Gaben übertragbar sind, bleibt offen.
Die Forschung zu Creatinol-O-Phosphat wurde anschließend nach ein paar Jahren ausgesetzt. Warum, ist nicht ganz klar. Aber meist liegt der Grund eines Forschungsstopps darin, dass ein anderes besseres, effektiveres oder auch sichereres Arzneimittel gefunden wurde. Dadurch könnte Creatinol-O-Phosphat uninteressant geworden sein.
Wirkung auf sportliche Leistung
Bei den Quellenangaben einiger Seiten über Creatinol-O-Phosphat tauchen immer wieder italienische Studien auf (Maggi, Gaggino, de Gasperi), die den Effekt auf die sportliche Leistung untersuchten. Auch diese Studien sind über 40 Jahre alt und lassen sich in den bekannten Studien Datenbanken leider nicht finden. In ihnen soll bestätigt worden sein, dass Creatinol-O-Phosphat auch oral verfügbar ist, dass die Milchsäure während der Übersäuerung in der Muskulatur abgedämpft wird und dadurch eine längere ATP Versorgung gewährleistet werden kann.
Interessant wäre, wenn heutige Studien diese Untersuchungen mit einer großen Anzahl an Probanden wiederholen würden. Da dies aber bisher nicht geschah, müssen wir uns auf Erfahrungsberichte von Sportlern verlassen. Und davon gibt es eine ganze Menge, meist positiv.
Erfahrungsberichte über Creatinol-O-Phosphat
Trotz dieser vielen positiven Erfahrungen, müssen wir vorsichtig sein, denn dabei tappen immer wieder sehr viele Menschen in eine Falle. Wie sieht so eine Falle aus und was sind die Schwächen von Erfahrungsberichten gegenüber kontrollierten Studien?
Wenn man als Sportler, wissen will, ob Creatinol-O-Phosphat einen leistungssteigernden Effekt hat, wird man sicherlich so vorgehen: Bisher hat man kein Creatinol-O-Phosphat eingenommen. Dann entscheidet man sich dafür und nimmt es an einem bestimmten Tag ein. Man beobachtet sich etwas mehr als sonst beim Training und zählt eventuell wie viele Sätze und Wiederholungen an diesem Tag drin waren. Und siehe da, ein paar mehr Wiederholungen waren in verschiedenen Übungen möglich. Sofort wird diese Leistungssteigerung Creatinol-O-Phosphat zugeschrieben. Aber was ist mit der Ernährung, dem Schlaf, dem geistigen Zustand, dem Stress, der Laune, der Motivation, der Musik und den anwesenden Kraftsportkollegen? Das sind alles Einflüsse, die unser Training maßgeblich an diesem Tag beeinflussen. Waren diese Faktoren bei den anderen Trainings genau gleich?
Ihr wisst worauf wir hinaus wollen. Beim Testen von Nahrungsergänzungsmittel oder Arzneimittel ist es essentiell einen kontrollierten Rahmen zu schaffen, in dem möglichst alles gleich abläuft. Denn ansonsten kann die Leistungssteigerung auch daran gelegen haben, dass am Tag, an dem Creatinol-O-Phosphat getestet wurde, vor dem Training zufällig mehr Kohlenhydrate zugeführt wurden, als am Tag an dem kein Creatinol-O-Phosphat eingenommen wurde.
Dazu kommt, dass wir durch positive Erfahrungsberichte oft schon voreingenommen sind. Nach dem Motto: Wenn jeder sagt, dass es etwas bringt, dann muss es ja etwas bringen. Wenn ich als einziger dann nichts wahrnehme, dann kann das nicht sein.
Wer sich noch an die BCAA-Zeit erinnert, wird feststellen, dass es immer Personen gab, die der Meinung waren, dass sie sehr gute Erfolge mit BCAAs erzielen konnten. Und dass sie gemerkt haben, dass ihre Muskulatur dadurch sehr gut geschützt wurde.
Auch wenn heute klar ist, dass der Muskelschutz nur durch ausreichend Kalorien, Protein und Training gewährleistet werden kann, beharren manche Bodybuilder, meist von der alten Schule, immer noch auf BCCAs. Was in den meisten Fällen auch mit dem Nicht-eingestehen-wollen zu tun hat. Denn man müsste sich eingestehen, dass man jahrelang falsch lag.
So verhält es sich mit sehr vielen Supplementen, weshalb man bei Erfahrungsberichten immer vorsichtig sein muss.
Wo wird Creatinol-O-Phosphat eingesetzt
Nichtsdestotrotz wird Creatinol-O-Phosphat in einigen Supplementen, vorwiegend in Pump Boostern eingesetzt. Auch Gannikus setzt in seinem Booster Galenikus Booster auf diesen Stoff und begründet den Einsatz von Creatinol-O-Phosphat durch die eigenen Erfahrungen und die Erfahrungsberichte vieler Sportler.
Auch im Intra von VAYU, CRANK Pump Pro von ESN, Narcotica Infection von GN und All day you may von 5% Nutrition ist Creatinol-O-Phosphat enthalten. Ansonsten ist dieser Stoff jedoch relativ selten vorzufinden, vermutlich aufgrund des eher höheren Preises.
➡️ In diesen Boostern ist Creatinol-O-Phosphate enthalten:
Creatinol-O-Phosphate | Pro Portion |
Galenikus Pump | 1010 mg, bzw. 2020 mg |
VAYU Intra | 2000 mg |
ESN Crank Pump Pro | 1500 mg |
GN – Narcotica Infection | 1000 mg |
5% Nutrition – All day you may | Keine direkte Angabe |
Einnahme und Dosierung
Es wäre unseriös eine genaue Dosierempfehlung für Creatinol-O-Phosphat auszusprechen, da die orale Verfügbarkeit noch zu wenig untersucht wurde und die bisherigen einsehbaren Studien mit Injektionen, d.h. mit der Verabreichung direkt in die Blutbahn, von 1 bis 3g arbeiteten.
➡️ Dennoch können wir euch die üblichen Dosierungen weitergeben, die von Sportlern eingesetzt werden. Hier liegen wir bei 2 bis 3g vor einem Training.
Fazit
Creatinol-O-Phosphat zeigt einige Effekte, die zur Herzgesundheit beitragen. Auch für die sportliche Leistungssteigerung gibt es erste Hinweise. Dennoch sind die Studien sehr alt und teilweise nicht einsehbar. Auch die Marketingversprechen mancher Anbieter sind, unter Berücksichtigung dieser dünnen Studienlage, zu aggressiv und mehr aus den Fingern gesaugt, als stichhaltig.
Positive Erfahrungsberichte gibt es zwar einige, jedoch muss man dabei immer vorsichtig sein, da diese nie kontrollierte Studien ersetzen können.
Literaturverzeichnis
[1] | T. Godfraind und X. Sturbois, „The prevention by creatinol O-phosphate of myocardial lesions evoked by isoprenaline,“ Arch Int Pharmacodyn Ther, 1979 . |
[2] | R. Ferrini und G. Miragoli, „Protective effect of creatinol O-phosphate (COP) on some experimental arrhythmias in vitro and in vivo,“ Arzneimittelforschung, 1979. |
[3] | F. D. Maio, A. Neri, P. Soccorsi und A. Sciacca, „Activity of creatinol O-phosphate on persistent ventricular premature beats in ischemic heart disease. Double blind clinical trial,“ Arzneimittelforschung, 1979. |
[4] | A. Cadel, A. Palumbo, G. Zerilli, R. Pria, R. Fanciulli, S. Conversano und R. Galbiati, „Antiarrhythmic effectiveness of creatinol O-phosphate in man,“ Arzneimittelforschung, 1979. |